Projekt aus dem Jahr:
2018
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2018
2018 Die Wassermacher von Morukutu - Brunnen bohren in Namibia -Der Bericht
Die Wassermacher von Morukutu Brunnen bohren in Namibia Der Bericht
Die Story zu diesem Projekt
Anfänglich hörte es sich nicht so schlimm an: „We need help, there is no water in our water tanks“ hieß die Nachricht, die uns im September aus dem Epukiro Reservat vom Principal der Morukutu Schule erreichte – ja, das kennen wir nun schon seit Beginn unserer Unterstützung der Morukutu Primary School und hatte bisher meist mit fehlendem Diesel für die Pumpe im Dorf, einer defekten Leitung oder den üblichen „Kommunikationsschwierigkeiten“ zu tun – dass es aber nun wirklich ernst, ja nahezu dramatisch ist, das haben wir erst erkannt, als unser Mitarbeiter in Namibia, Floyd Hambira vor Ort war und uns persönlich und mit Bildern von den Zuständen berichtete: „Der Dorfbrunnen ist eingestürzt, es gibt überhaupt keine Wasserversorgung zur Schule seit Monaten. Nur ein Tankwagen bringt unregelmäßig Wasser zum Kochen und Trinken vorbei, aber das reicht noch nicht einmal, um die über 400 Kinder der Schule mit Lehrern und Personal vernünftig mit Essen und Trinken zu versorgen“, geschweige denn für irgendeine tägliche Hygienemaßnahme für alle Kinder.
Um es vorwegzunehmen: Seit 2 Wochen hat die Schule nun ein eigenes Bohrloch auf dem Schulgelände mit einer Wasserpumpe in fast 100 Metern Tiefe – damit kann nun nachhaltig genug Wasser für die Versorgung der Schule gefördert werden – das neue Schuljahr (beginnt in Namibia immer Anfang Januar) kann kommen und für Schüler, Lehrer und Personal sollte damit eine völlig neue Zeit anbrechen: keine tägliche Sorge mehr um das Wasser – Wasser, das in Afrika „Leben“ bedeutet
Zwischen der Erkenntnis, dass es sich um ein wirklich ernstes Problem handelt und Anfang Dezember liegen knapp 3 Monate – in dieser Zeit haben wir das eigentlich Unmögliche geschafft, dank vieler Spenden (von Gemeindemitgliedern, Freunden und Unterstützern unserer Schulpartnerschaft) und einer großzügigen Projektförderung durch die Bayerische Staatskanzlei:
Ein schuleigener Brunnen mit einer Pumpe um die Wassertanks der Schule regelmäßig mit Wasser zu versorgen, damit ein vernünftiger Schul- und Hostelbetrieb wieder aufgenommen werden kann.
Projektplanung
Zunächst wurden Unterstützungsaufrufe via Internet und Facebook gestartet, die Gemeindemitglieder über die Situation in der Schule informiert und ein Antrag für Projektförderung bei der bayerischen Staatskanzlei gestellt. Hierbei hat uns ein wenig der Zufall und auch Glück geholfen. Durch die fast zeitgleiche Aufnahme unseres gemeinnützigen Vereins in das „Eine Welt Netzwerk Bayern e.V.“ wurden wir auf einen Fördertopf 2018 aufmerksam gemacht, in dem noch Finanzmittel für Projekte in 2018 zur Verfügung standen.
Nun galt es möglichst schnell Angebote und Kostenaufstellungen von unterschiedlichen lokalen Firmen für das Bohren eines Brunnens und den Einbau einer Pumpe inkl. Anschluss an das Namibische Stromnetz zu organisieren. Hier unterstützten uns Floyd und Mika (Principal der Morukutu Schule).
Während der Förderantrag gestellt wurde, trafen regelmäßig weitere Privatspenden für das Brunnenprojekt ein und so hatten wir – nachdem auch die Förderung durch die Bayerische Staatsregierung positiv entschieden wurde – Mitte November genug finanzielle Mittel um das Projekt „eigener Schulbrunnen“ umgehend beginnen zu können.
Beauftragt wurde vom Principal der Schule die Firma KAEK Investment CC und so wurde in der Woche vor Anreise der „November Plumber“ schon mit den Arbeiten begonnen:
Meilensteine dieses Projektes
Borehole drilling
Borehole drilling Wer sich ein wenig mit Brunnenbohrung beschäftigt, der weiß, dass es gar nicht so einfach ist, wirklich auf eine nachhaltige Wasserader zu stoßen – uns half dabei (neben einem ergebnislosen 1. Versuch bis 40 Meter Tiefe) mit Sicherheit ein wenig Glück aber auch über viele Jahrzehnte hinweg übermitteltes Wissen in der Region, wo die größte Wahrscheinlichkeit ist, auf Wasser zu stoßen. Der 2. Versuch hat geklappt: ab 66 Meter das erste Wasservorkommen und zwischen 80 und 100 Meter noch einmal genug flüssiges Gold um mit diesem Bohrloch langfristig die Schule mit Wasser zu versorgen. Man kann sich kaum vorstellen, wie groß die Anspannung bei uns (noch zu Hause, gerade beim Koffer packen) und vor Ort war und noch viel weniger, wie groß der Jubel war, als feststand, dass der Versuch erfolgreich war. Casing („Verrohrung“) In das 100 Meter tiefe Loch wurden dann noch Rohre eingeführt (die unteren 20 Meter mit Schlitzen, damit das Wasser eindringen kann) um das Bohrloch nachhaltig gegen Einsturz zu sichern. Die „Prepaid-Box-Villa“ Wer einmal in Namibia einen Brunnen bohrt, der lernt dazu: In Namibia ist der Bezug von Strom in der ländlichen Region immer „Prepaid“ und für unser Brunnenprojekt musste ein eigener Anschluss an die örtliche Stromversorgung gelegt werden. Die dafür nötige „Prepaid Box“ muss nun aber in einem absperrbaren Haus sein – deswegen wurde zeitgleich mit der Verrohrung des Brunnens mit dem Bau eines kleinen 2x2 Meter großen Häuschens begonnen (wir haben es „Prepaid Box Villa“ getauft).
November Plumber vor Ort
November Plumber vor Ort Am 23.11. in Windhoek gelandet, 5 Koffer mit Kleidung für Kinder und Werkzeug mit an Board. Der Weg führt wie immer über Gobabis (Verpflegung für die Selbstversorger „Tjiri Lodge“ und Baumaterial für die Schule einkaufen) ins Epukiro Reservat wo wir am 23. Abends in der Tjiri Lodge eintrafen. Statusaufnahme Am Samstag wurde dann zusammen mit Lehrern, Schülern (die meisten waren schon in den Ferien, kein Wunder ohne Wasser ist es im Moment hier bei Temperaturen knapp unter 40 Grad kaum auszuhalten), Kay und seinen Mitarbeitern von KAEK Investment CC die bisher erledigte Arbeit besichtigt: Das Bohrloch (100 Meter tief) die Verrohrung das Bohrloch des 1. Versuchs ... und natürlich die „Villa“ Zusammen mit Kay und dem Principal der Morukutu Schule haben wir dann die Aktivitäten für die nächsten Tage besprochen - Material einkaufen, Wasserpumpe einbauen, Stromanschluss, eine Assembly vorbereiten, Wassertanks und Sanitäranlagen instand setzen, ... "Ruhetag" Sonntag war Ruhetag am Bohrloch, d.h. nur die Arbeiten am Haus wurden fortgesetzt um es fristgerecht fertigzustellen. Wir hatten dafür die Gelegenheit uns mit dem aktuellen Zustand der Wassertanks und deren Verbindungen, den Sanitäranlagen und den Duschen (alles im letzten Jahr soweit möglich instandgesetzt) zu befassen, da wir am Montag notwendiges Material zur Reparatur von undichten Rohren bzw. nicht funktionierenden Toiletten und Duschen in Gobabis kaufen wollten. Und wir nutzten den Ruhetag am Brunnen für die Übergabe der riesigen Spende für Obst von der Dominik Brunner Realschule in Poing - siehe Extra Bericht darüber. Das Geld sollte für fast 1 Jahr Obstlieferungen ausreichen. Dazu haben wir von der Schule noch einen kompletten Satz Fußballtrikots bekommen, die wurden natürlich auch gleich eingeweiht. Einkaufen in Gobabis Montag wurde das benötigte Material in Gobabis im Baumarkt beschafft (Verbindungsstücke für Rohre, Duschköpfe, Pfosten für einen Zaun um das Bohrloch, ...) – alleine für die Fahrt hin und zurück sind dabei immer mindestens 4 Stunden nötig - plus Zeit für den Baumarkt, Tanken, nochmal Lebensmittel einkaufen, Reifenwechsel (ein kaputter Reifen auf gravel roads, das passiert häufig); kurzum es vergeht ein kompletter Tag für Einkaufen. Und anschließend natürlich noch kochen, die Tjiri Lodge machts möglich... Die Wasserpumpe Am Dienstag wurde dann zusammen mit Arbeitern und Lehrern die Pumpe (eine Saugpumpe, die aus 100 Metern Tiefe das Wasser nach oben befördert) in das Bohrloch eingeführt. Ein Vorgang, den wir mehrfach wiederholen mussten, um die Pumpe in der richtigen Höhe im Bohrloch zu platzieren. Dabei ist uns dann noch ein fataler Fehler passiert: wir haben das an der Pumpe angeschlossene Plastikrohr, welches das Wasser nach oben transportiert, zu kurz abgeschnitten – Ursache war ein vermeintlicher Fehler in der Längenangabe der Kunstoffrohre: statt 100 Meter sind diese Rohre nur jeweils 80 Meter lang. So blieb uns am Ende nur auf Mittwoch morgen zu warten um dann ein neues (schnell nochmal in Gobabis besorgt) Rohr an die Pumpe anzubringen und zusammen mit der Pumpe im Bohrloch richtig zu platzieren. Diese Verzögerung brachte uns ein wenig in zeitlichen Druck, da geplant war am Mittwoch das Bohrloch feierlich zu eröffnen. Hierzu waren von der Mitarbeiter der Regionalen –Administration und der Schulinspektor der Omaheke Region angekündigt. Gott sei Dank hatte die Villa bis dahin schon große Fortschritte gemacht, so dass wir guten Mutes abends die Schule verließen - in der Hoffnung dass am Mittwoch morgen die restliche Arbeit an der Pumpe durchgeführt werden können. An Arbeiten im Freien war an diesem Tag Nachmittags eh nicht zu denken, da ein starkes lokales Gewitter über das Epukiro Reservat zog und die Schule in eine bunte Farbmischung aus dunklen Wolken, Sonne und Regenbogen verwandelte (leider gab es aber nur ganz wenig lokal begrenzten Regen).
4, 3, 2, 1, Wasser marsch
Und endlich, am Mittwoch vormittag – Wasser in Sicht – Ein unbeschreibliches Gefühl für uns alle: Arbeiter, Lehrer, Kinder, jeder, der vorbeikam, wollte zumindest einmal das frisch gepumpte Wasser berühren oder es gleich trinken, damit duschen, ... Nun musste noch ein etwa 140 Meter langes Rohr vom Bohrloch zu den Wassertanks verlegt werden, eine Arbeit die uns dank eines zum „Pipeline vergraben“ umfunktionierten Traktors komplett abgenommen wurde – eine wirklich tolle Erfindung – für die 140 Meter wurden grade mal 15 Minuten benötigt – was bei der großen Hitze tagsüber (bis zu knapp 40 Grad) eine tolle Unterstützung war Assembly, feierliche Eröffnung Neben dem Bohrloch, im Schatten eines großen Baums, fand dann in kleinem Kreis die feierliche Eröffnung und Übergabe des Brunnens statt – neben Mika und ein paar Lehrern, Mitgliedern der Gemeinde und Gemeinderats von Otjiyarwa, dem Chairman des School boards der Morukutu Schule waren dazu auch der Inspector of Education der Region Gobabis (Cornelius Tjizoo) und der Chief Controler of Epukiro Constituency Councilor Office (Agim Hange) angereist. Es wurden mehrere Reden gehalten, in deren Mittelpunkt immer das eine Thema „water is our live“ stand und in deren Verlauf uns immer mehr klar wurde, was für einen großen Schritt wir da zusammen für die Kinder der Schule, Lehrer und Personal, die Gemeinde Otjiyarwa, die ganze Region, das namibische Schulministerium (dem es momentan aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage komplett an finanziellen Mitteln für ein derartiges Projekt fehlt), ja schließlich für das Land Namibia getan hatten. Ja, ich glaube, wir haben das Lob und den Dank der Beteiligten an der Assembly richtig verstanden: Wir können dies nur weitergeben, an alle Spender und Unterstützer dieses Projekts - Ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen Zur Feier des Tages wurde dann auch noch eine Ziege geschlachtet und das Brunnenloch mit dem frischen Blut des Tiers sozusagen „geweiht“ – auf Bilder dieser Aktion verzichte ich an dieser Stelle lieber. Donnerstag – Samstag: November Plumber Arbeiten Am Donnerstag war für die noch verbliebenen Lehrer und das Personal großer Waschtag - und natürlich immer noch "Freudentag". Nachdem wir in der Nacht die Wassertanks erstmalig wieder mit Wasser füllten, wurde geduscht und gewaschen und geduscht und gewaschen und ... - ja und wir wurden von jedem umarmt, der uns gerade begegnete. Nun, konnten wir auch endlich unsere jährliche „November Plumber“ Arbeit verrichten. Davor haben wir noch den 5 San Arbeitern (die hatten uns schon vor 2 Jahren geholfen, den Schulzaun zu errichten und sie warten diesen während des Schuljahres auch regelmäßig) geholfen, einen Zaun um das Bohrloch zu errichten. Anschließend haben wir dann die restliche Zeit unseres Aufenthalts mit bekannter Arbeit verbracht: Leitungen reparieren, Absperrhähne austauschen, Duschen und Toiletten in Gang setzen (wir hatten noch kurzfristig beschlossen, die uralten Spülkästen gegen neue zu tauschen – eine riesige Erleichterung für die sehr abenteuerliche und mechanische Spülkonstruktion der Toilettenanlage), Dichtigkeit der Wassertanks und deren Zu- und Ableitungen prüfen und reparieren, wie üblich interessierte Jungs in die Techniken des Plumbings einweisen und die mitgebrachte Kinderkleidung übergeben (diesmal hatten wir auch Arbeitshosen für die San und – zur Freude der „Matronen“ – Arbeitshosen für die Matronen mitgebracht). Freitags haben wir dann noch ein wenig in der Küche der Tjiri Lodge gebastelt: ein Quirl zum Rühren von Teig mußte her - kein Problem für uns - anschließend hatten wir noch "Schlangenbesuch" - aber zur Belohnung war tags darauf die Prepaid-Box Villa Orange gestrichen.
Das Ende unserer Reise
Das Ende unserer Reise zufrieden haben wir „quasi“ als „Letzte“ (immer mehr Schüler und Lehrkräfte waren in den letzten Tagen in die großen Ferien entschwunden) am Samstag Abends die Schule verlassen, mit ein paar „Wasser“-Tränen in den Augen und der großen Hoffnung, dass das neue Bohrloch so lange wie möglich die Morukutu Schule mit Wasser versorgen möge. Vielen Dank und ein riesiges „OKUNENE OKUHEPA“ noch einmal an alle privaten Spender und an die Bayerische Staatskanzlei für die große Unterstützung – ohne „Euch“ wäre das alles nicht möglich gewesen. „Outhjenaho“ heißt ja auf Deutsch übersetzt „strahlende Kinderaugen“ – genau diese wird es geben, wenn im Januar das neue Schuljahr in der Morukutu Schule beginnt...und wir, ja wir sind schon wieder fleißig am planen, welche Projekte als nächste in Angriff genommen werden: Matratzen werden dringend benötigt (es gibt aktuell knapp 100 Matratzen und Betten für 320 Kinder, die in den Hostels übernachten) Es müssen dringend neue Toiletten und Duschen gebaut werden Das große Projekt „Dining hall“ wollen wir auch irgendwann angehen Dann wollen wir nächstes Jahr den Brunnen noch mit einer Solaranlage erweitern und und und .... Ottenhofen, Im Dezember 2018 Eure "November Plumber" Floyd, Martin, Eddy und als Autor: Thomas